Irgendwie fühlt man sich als Berichterstatter an so einem Wochenende gleich doppelt bestraft. Erst fragt man sich, warum der Samstagnachmittag so unerfreulich verlaufen ist, und dann muss man sich das ganze auch noch ein zweites Mal ausführlich durch den Kopf gehen lassen. Man kann die komplette Partie einfach auf den Nenner herunterbrechen, dass so ziemlich alles schief gegangen ist, was in einem Spiel schief gehen kann. Das beste: soweit erkennbar hat sich niemand verletzt.
Die Bayern starten mit Alexis und Popowicz als Doppelspitze, Weiß bekam eine Pause. Eigentlich ging es ganz gut los mit einer Kombination von Direktzuspielen auf der linken Abwehrseite der Gebenbacher, der die Gäste nur hinterherschauen konnten. Der wuchtige Abschluss durch Alexis streckte einen Verteidiger vorübergehend nieder (9.). Schon in Minute 10 nahm das Unheil jedoch seinen Verlauf, über links drang Gebenbach in den Hofer Strafraum ein, die Abwehr bekam keinen richtigen Zugriff, Seidel rauschte heran, um mit Vehemenz zu klären, bekam den Flachpass dabei aber wohl an die Hand, der verhängte Strafstoß führte zum frühen 0:1. Die Bayern schüttelten sich und starteten in Minute 19 einen vielversprechenden Angriff über links, der letztlich abgefangen wurde und dann ging es an der weit aufgerückten Hofer Innenverteidigung vorbei ganz schnell. Der Ball landete über drei Stationen bei Späth, der ihn mit einer Direktabnahme aus 20 Metern über den herausgeeilten Guyon ins Tor lupfte. Lars Ricken lässt grüßen. Vielleicht wäre alles noch anders gekommen, wenn Alexis ein steiles Zuspiel von Stadelmann nach Balleroberung im Mittelfeld verwertet hätte, doch er ließ sich zu weit abdrängen und scheiterte aus spitzem Winkel (21.). Aus einem verlorenen Kopfballduell an der Mittellinie resultierte in Minute 23 der dritte Gebenbacher Treffer, als ein Stürmer plötzlich steil geschickt allein vor Guyon auftauchte, der Hofer Keeper geriet ins Straucheln und hatte so keinen Chance gegen den Abschluss (3:0). Kurz darauf hätte Popowicz per Kopf verkürzen können, setzte den Ball aus guter Position aber rechts neben das Tor. Wahrscheinlich hätten alle Zuschauer gerne gewusst, was Gezer in der 36. Minute mit dem Schiedsrichter zu besprechen hatte. Dem Unparteiischen schien die Argumentation des Hofer Mittelfeldspielers nicht zu gefallen und so unterbrach er das Spiel, zeigte Gezer „gelb“ und entschied auf Freistoß für Gebenbach acht Meter hinter der Mittellinie. Der Freistoß flog trotz dieser Distanz mit so viel Schwung und Schnitt in den Hofer Strafraum, dass er direkt per Kopfball ins lange Eck zum 4:0 verwandelt werden konnte. Damit ging es in die Pause.
Sajaia brachte zur zweiten Hälfte gleich vier Neue. Durkan, Ekui, Seifert und Weiß ersetzten Hamann, Popowicz, Schubert und Gezer. Das Engagement und der Einsatz war den Hofern zu keiner Zeit abzusprechen, trotzdem dauerte es bis zur 55. Minute, ehe Frey mit einem etwas zu hoch angesetzten Freistoß Gefahr vor dem Gebenbacher Tor entwickeln konnte. Statt einem Anschlusstreffer setzte es dann den nächsten Nackenschlag auf der anderen Seite, als der Ball in der 59. Minute im Spielaufbau verloren ging und der nächste Konter gegen die natürlich weit aufgerückten Hausherren zum 5:0 stach. Zum Spielverlauf passte es dann, dass Frey in Minute 60 einen von Seifert herausgeholten Elfmeter über die Querlatte setzte. Hatte Weiß kurz zuvor noch einen zentralen Freistoß neben das Tor platziert, war seine Flanke nach kurzer Ecke in Minute 70 dann erfolgreicher, am langen Pfosten drückte Durkan die Hereingabe über die Linie zum 1:5. Direkt danach hätte Seidel ein Zuspiel im Strafraum zur weiteren Verkürzung nutzen können, aber er grätsche das Spielgerät aus kürzester Distanz über die Latte. Hätte dies den Spielverlauf noch einmal beeinflussen können? Müßig, denn in Minute 79 unterlief den Bayern der nächste Ballverlust im Spielaufbau, gegen die jetzt natürlich dünne Hofer Defensive führte das sogleich zum nächsten Gegentreffer (1:6). Aus dem gleichen Prinzip resultierte in Minute 81 das 1:7, mit dem Schlusspfiff landete dann noch ein Freistoß aus halbrechter Position und 30 Metern Entfernung zu 1:8 im kurzen Eck, eine ordentliche Mauer war da schon gar nicht mehr gestellt worden.
Wie soll man dieses Spiel bewerten? Den Berichterstatter hat die Unverdrossenheit beeindruckt, mit der die Bayern die ganze Partie über trotz Rückstand und auch noch nach einem 0:5 samt vergebenem Elfmeter auf eine Wende der Partie drängten. Erst in den letzten zehn Minuten erlosch die Widerstandskraft. Viel lief gegen die Hausherren, praktisch jede Chance der Gebenbacher in Halbzeit 1 führte zum Torerfolg. Um so mehr erkennt man, wie wichtig Effektivität im Abschluss ist. Die ließen die Gelb-Schwarzen mal wieder vermissen. Über den Handelfmeter zum 0:1 wurde genauso diskutiert wie über mögliche Abseitspositionen beim zweiten und dritten Treffer. Auch diverse Schiedsrichterentscheidungen hatten zum Kopfschütteln geführt. Alles letztlich überflüssig. Ganz gut brachte es der Gästetrainer in der PK auf den Punkt, der mit angenehmer Demut davon sprach, dass so ziemlich alles im Spiel für die Seinen gelaufen war, dass sie immer im richtigen Moment die richtige Antwort parat und die wichtigen Tore genau dann geschossen hatten, wenn die Bayern ein wenig Morgenluft witterten. Damit sammelte er mehr Sympathiepunkte als seine Mannschaft, die während des Spiels trotz deutlicher Führung mit einer Vielzahl von Schauspieleinlagen Zeit geschunden hatte. Für die Bayern muss gelten: abhaken und weitermachen. -us
Bild (Mario Wiedel/fupa)
Mit dem Elfmeter zum 0:1 ging es in Minute 10 los