Die Bayern verlieren ihr Heimspiel gegen Ingolstadt II mit 1:3, obwohl sie über weite Strecken das spielbestimmende Team sind, eine Menge an Chancen produzieren und viel Aufwand in ihre Darbietung stecken. Aber wer erst mit dem Schlusspfiff den Ball im gegnerischen Kasten unterbringt, der gewinnt halt meist auch nicht.

Trainer Sajaia überraschte die Zuschauer auf der Grünen Au mit einer taktischen Neuausrichtung seiner Mannschaft, andererseits liegt die Aufbietung einer Dreierkette auch nicht so fern, wenn man über drei herausragende Innenverteidiger im Kader verfügt. Richter und Ekui spielten auf leicht vorgeschobenen Außenverteidigerpositionen, Schmidt, Stadelmann und Gezer bildeten das Mittelfeld, Bobčik und Terakaj formierten eine Doppelspitze. Außerordentlich ereignisarm gestalteten sich die ersten zwanzig Minuten, Schmidt versuchte sich erfolglos mit drei Fernschüssen, von Ingolstadt war offensiv bis zur 22. Minute gar nichts zu sehen. Dann gab es einen ersten Abschluss auf das Hofer Tor, bei dem der Stürmer den Ball nicht richtig traf, aber die Schanzer blieben in dieser Phase am Drücker und spielten sich schließlich über rechts mit einer Vielzahl von Kurzpässen zentral vor das Hofer Tor, von wo aus Öztürk Maß nahm und ins rechte untere Eck des Hofer Tores zum 0:1 vollstreckte. Eine Führung aus heiterem Himmel. Das Spiel wurde daraufhin lebendiger, Ingolstadt hatte nach einer Ecke in Minute 35 eine tolle Schusschance, in die sich ein Hofer Verteidiger warf, und dann ging es ganz schnell nach vorne über Bobčik und Ekui, die Terakaj im Strafraum in Schussposition brachten, der letztlich aber am Torwart scheiterte. Der Rest der ersten Halbzeit gehörte den Bayern. So setzte sich Ekui, der heute eines seiner besten Spiele im Dress der Gastgeber ablieferte, gut vom Flügel aus durch und brachte den Ball gefährlich in den Strafraum, im Anschluss war es wieder Niko Schmidt, der Torwart Dehler per Fernschuss zu einer Parade zwang, den Abpraller setzte Terakaj deutlich über die Querlatte, hätte aber sowieso im Abseits gestanden. Eine flache Hereingabe von Bobčik von links konnte Richter nicht verwerten (45.).

Unverändert kamen die Bayern aus der Kabine zurück und entfachten sofort eine Menge Druck, ein Freistoß von Terakaj kurz nach Wiederanpfiff landete aus 18 Metern in der Mauer, in der 59. Minute fand eine flache Hereingabe von Bobčik keinen Abnehmer. Durch die Hofer Angriffsbemühungen ergaben sich für Ingolstadt Räume zum Kontern, so tauchte in Minute 60 ein Stürmer allein vor Collari auf, der Hofer Keeper konnte klären. Gleichwohl durfte man sich an Halbzeit 1 erinnert fühlen, denn wie schon da war diese Chance der Auslöser einer längeren Ballbesitzphase der Gäste, die die Bayern einfach nicht unterbrechen konnten, erneut landete das Spielgerät nach diversen Kurzpässen im Zentrum vor dem Hofer Strafraum und der Abschluss von Hoti schlug rechts unten im Hofer Gehäuse zum 0:2 ein (62.). Die Bayern versuchten unverdrossen ihrerseits zu einem Torerfolg zu kommen, ein Kopfball von Schmidt nach Ecke von rechts flog über das Tor (65.), eine Flanke von rechts nach Zusammenspiel von Schmidt und Terakaj köpfte Bobčik an die Latte (69.), aus kurzer Distanz und spitzem Winkel scheiterte er auf Zuspiel von Popowicz kurz darauf am Gästekeeper (72.), die nachfolgende Ecke konnte Weiß aus guter Position nicht verwerten, ein Kopfball von Bobčik nach Flanke von Weiß landete in den Armen von Torwart Dehler (74.) und wieder Weiß brachte sofort im Anschluss einen Kopfball nach guter Flanke aus vollem Lauf von Popowicz nicht aufs Tor, Schmidt spielte den Ball von rechts gut ins Zentrum vor die Strafraumgrenze des Ingolstädter Tors (ja, genau in die Position, aus der Ingolstadt gleich zweimal getroffen hatte), der Abschluss von Bobčik hoppelte nur Richtung Gästekasten (75.). In Minute 79 verursachte eine Flanke von Weiß Verwirrung in der Ingolstädter Hintermannschaft, der Kopfball Richtung eigenes Tor landete aber nur auf dem Tornetz. Dass sich Konterchancen für die Oberbayern bei diesem Angriffsdruck der Bayern ergaben, war zwangsläufig, in Minute 88 tauchte ein Gästestürmer allein vor Collari auf, Ekui konnte ihm mit einer tollen Aktion den Ball noch vom einschussbereiten Fuß nehmen. Zu Beginn der Nachspielzeit wäre ein Elfmeter nach einem Einsteigen im Strafraum gegen Weiß denkbar gewesen, der insgesamt großartig leitende Schiedsrichter Julian Perl entschied gegen die Bayern. Unermüdlich rackerten die Hofer gegen die sich abzeichnende Niederlage an, Weiß verzog noch einmal einen Freistoß aus gut zwanzig Metern, ehe Ingolstadt nach einem Steilangriff über rechts und Pass nach innen mit dem 0:3 aus kurzer Distanz letzte Zweifel am Sieg beseitigte. Dass Durkan im Anschluss noch auf 1:3 verkürzte, bescheinigt nur, wie unentwegt die Bayern sich gegen diese Niederlage gestemmt hatten.

Gäbe es im Fußball einen Punktsieger, hätten unsere Jungs heute vermutlich sogar knapp gewonnen. Auch der Gästetrainer sprach nach dem Spiel von einem glücklichen Dreier der Seinen. Wie schon wiederholt zuvor hilft uns das nicht wirklich und die Lage wird zunehmend prekärer. Wie lernen unsere Jungs, wie man Ball ins Tor bekommt? Die Darbietung war aller Ehren wert und lässt weiter hoffen, dass der Schalter irgendwie umgelegt werden kann, vor allem die Verbissenheit, mit der die Mannschaft sich bis zur allerletzten Minute gegen die Niederlage wehrte, macht Mut. Aber aus allem Bemühen müssen wir häufiger etwas Zählbares herausholen, sonst wird es immer enger. Stünden wir im gesicherten Mittelfeld, hätte man nach dem heutigen Spiel trotz der Niederlage sogar einigermaßen zufrieden nach Hause gehen können, wenn aber jeder Punkt zählt, sieht das natürlich anders aus.

SpVgg Bayern Hof: Collari – Semenikhin, Seidel, Scherbaum – Ekui, Schmidt, Stadelmann, Richter (63. Popowicz), Gezer (86. Tittmann) – Bobčik (82. Durkan), Terakaj (69. Weiß).
FC Ingolstadt II: Dehler – Atak, Ackermann, Hoti (86. Özden), Öztürk (90. Rexhepi), Osei Tutu 84. Klanac), Chirinos, Pollak, Rausch, Pestel (79. Duru), Kuqanaj (59. Ham).
Schiedsrichter: Perl (Pullach). – Zuschauer: 514. – Tore: 0:1 Öztürk (25.), 0:2 Hoti (63.), 0:3 Rexhepi (90.+3), 1:3 Durkan (90.+5).

Bild (Mario Wiedel/fupa)
Martial Ekui rettet kurz vor Schluss gegen seinen einschussbereiten Gegenspieler