Anders als eine Woche zuvor kehrten die Bayern zu einer Aufstellung mit Viererkette in der Abwehr zurück, mit Fabian Krantz auf der angestammten Position des linken Verteidigers, das Zentrum war neben Vadym Zhuk durch Tom Feulner besetzt, Johannes Hamann rückte stattdessen ins defensive Mittelfeld, Nico Schmidt fehlte im Kader. Yannick Frey durfte sich ungewohnter Weise im zentralen offensiven Mittelfeld versuchen. Es dauerte bis zur 16. min, ehe Krantz mit einem Schuss aus 22 m die erste Torannäherung gelang. Dies leitete eine Phase der Hofer Überlegenheit ein, so kam Zahynailov in der 17. min zu einem schönen Abschluss, als er den Ball mit der Brust stoppte und abzog, Gästekeeper Böhnke blieb mit einer Fußabwehr jedoch Sieger. Hendrik Geiler versuchte sich kurz darauf mit einem Schlenzer auf das lange Eck, fand jedoch ebenfalls in Böhnke seinen Meister. Ab der zwanzigsten Minute spielte Erlangen erfolgreicher nach vorne, einen Alleingang konnte Preißler nach recht schwachem Abschluss stoppen, in der 22. min wäre er machtlos gewesen, als nach Flanke von links sechs Meter vor ihm ein Stürmer völlig frei auftauchte, aber schlicht am Ball vorbei säbelte. Der nächste lange Erlanger Pass flog in der 25. min auf der rechten Seite an die Hofer Strafraumgrenze, Preißler kam mit vollem Risiko aus seinem Kasten heraus, tauchte nach unten und konnte den Ball wegklatschen, der Erlanger hob ab, die Pfeife des Schiedsrichters blieb stumm. Bei dieser Häufung von Möglichkeiten hatte es sich fast angedeutet: in der 33. min kombinierten sich die Erlanger über ihren rechten Flügel nach vorne, jeder Hofer kam irgendwie einen Schritt zu spät, so dass letztlich eine scharfe Hereingabe im Strafraum landete, die Preißler nur nach vorne abwehren konnte, Markert hämmerte das Spielgerät aus zentraler Position über den liegenden Hofer Keeper zum 0:1 unter die Latte. Bis zur 40. min dauerte es, eher die Gastgeber wieder etwas Erwähnenswertes nach vorne zustande brachten, indem Krantz nach Balleroberung das Leder durch das gesamte Mittelfeld nach vorne trieb, Geiler auf der rechten Seite schön bediente, dessen flache Hereingabe in den Strafraum dann aber keinerlei Abnehmer fand. Besonders einfach hätten die Hofer den Gästen beinahe einen Torerfolg ermöglicht, als in der 41. Min im Mittelkreis ein zu kurz getretener Ball von Preißler vom Erlanger Mittelfeld direkt steil auf einen Stürmer gepasst wurde, der sofort völlig allein auf der Hofer Torwart zulaufen konnte, letzterer war im eins gegen eins dann glücklicherweise Sieger. Aber so simpel darf Fußball für den Gegner auf diesem Niveau schlicht nicht sein. Die erste Halbzeit war eigentlich schon vorbei, als Erlangen nochmals aus zentraler Position vor dem Hofer Tor aus 22 Metern einen Freistoß zugesprochen bekam. Wahrscheinlich ging den anderen Hofer Fans genauso wie dem Berichterstatter nur der eine Gedanke durch den Kopf: bloß nicht noch ein 0:2 vor der Pause. Alles Hoffen half aber nichts, denn der Freistoß flog in sehenswerter Weise mit viel Effet getreten genau ins linke obere Tordreieck des Bayerngehäuses, den hätte kein Mensch der Welt halten können. Mit einer Hypothek von zwei Toren Rückstand durften die Hofer zum Pausentee.
Dieses Tor erwies sich leider auch zu Beginn von Halbzeit 2 als Wirkungstreffer für die Gastgeber, bis zur 53. min dauerte es, ehe Frey zumindest einen Abschluss Richtung Erlanger Tor verzeichnen konnte, von einer Chance ist dabei kaum zu reden. Stattdessen zeigte sich die Verunsicherung in der Bayernabwehr dadurch, dass wiederholt ohne Not im Spielaufbau der Ball im Seitenaus landete. Nach ca. einer Stunde hatten sich Hofer wieder etwas gefangen und nach einem tollen Freistoß von Seifert aus dem linken Halbfeld war es Hamann vorbehalten, recht unbedrängt einen Kopfball anzusetzen, der jedoch über das Erlanger Gehäuse flog. In der 75. min war es endlich soweit, nach einem Ballgewinn im Mittelfeld schalteten die Bayern schnell um, über rechts kam der Ball in den Strafraum, wo Frey ihn von halblinks relativ unbedrängt annehmen konnte und ins Tor vollstreckte. Es war ab der 60. min gelungen, die Erlanger in die eigene Abwehr zurückzudrängen, der Anschlusstreffer damit der berechtigte Lohn dieser Bemühungen. Nun waren die Bayern natürlich oben auf, Erlangen sichtlich schockiert. Krantz hätte diese Phase ausnutzen können, als er in der 79. min in Mittelstürmerposition im Fünfmeterraum an den Ball kam, sein Torschuss aus der Drehung wurde jedoch abgeblockt. In der 81. min hätte der Ausgleich dann fallen müssen, über den zwischenzeitlich eingewechselten Wich kam von rechts der Ball in den Strafraum, wo der ebenfalls neu im Spiel befindliche Durkan völlig frei vor dem Torwart auftauchte, aus 10 Metern an Böhnke jedoch scheiterte – Momente, die einen ganzen Saisonstart prägen können. Denn mit dem Ausgleich und zehn weiteren Minuten im Rücken hätte gegen zunehmend verunsicherte Erlanger vielleicht noch etwas in Richtung Sieg funktionieren können. So schnappte sich stattdessen Görtler in der 86. min am rechten Strafraumeck der Bayern den Ball, lief parallel zur Strafraumlinie Richtung Mitte und schloss trotz dicht besetzter Abwehr aus 18 Metern mit links flach ins linke untere Eck ab, Arjen Robben lässt grüßen. Der Ball schien nicht ganz unhaltbar, was nichts daran ändert, dass Preißler, der bei diversen Eins-gegen-Eins-Situationen seine Mannschaft vor einem Gegentreffer bewahrt hatte, an diesem Tage einer der besten Hofer gewesen war. Aber das Spiel war nach diesem Treffer natürlich entschieden.
Welches Fazit kann man ziehen? In der ersten Halbzeit haben die Bayern nach einer ganz guten Phase ab Minute 20 das Spiel gänzlich aus der Hand gegeben. Es fehlt an Stabilität und Sicherheit. Jedes Mal Rückständen hinterher zu laufen, kostet Kraft und Moral. Korsettstangen, an denen sich die jüngeren Spieler aufrichten können und die in den schwierigen Momenten vorangehen, sind nicht wirklich in Sicht. Und echte Torgefahr zu entwickeln, gelingt einfach viel zu selten. Ob es in einer solchen Situation sinnvoll ist, die Mannschaft immer wieder und auch während des Spiels bunt durcheinander zu würfeln, erscheint fraglich. Wie bereits erwähnt war gestern die Grundaufstellung eine ganz andere als letzten Samstag, was ja auch immer der jeweiligen Personallage geschuldet sein kann. Aber ein 18-jähriger Hendrik Geiler startete gestern im rechten offensiven Mittelfeld, wechselte sodann Anfang der zweiten Hälfte mit der Hereinnahme von Marian Schubert auf die linke offensive Seite und beendete das Spiel nach Auswechslung von Maximilian Weiß auf der Sechserposition. Fabian Krantz startete hinten links, kam nach der Halbzeit auf rechts offensiv zum Einsatz und nach der Auswechslung von Sergeii Zahynailov spielte er praktisch Mittelstürmer. Vielleicht wäre ein wenig mehr Konstanz hilfreich, um der in weiten Teilen immer noch sehr jungen Mannschaft zu mehr Stabilität zu verhelfen. – us
SpVgg Bayern Hof: Preißler – Seifert, Zhuk, Feulner, Krantz – Hamann, Weiß (57. Durkan) – Frey, Geiler, Mittereder (46. Schubert) – Zahynailov (73. Wich).
ATSV Erlangen: Böhnke – Tischler, Ruiu (65. Gröger), Behnisch (59. Kuschka), Raab, Ayvaz, Misic (90.+3 Döhring), Benes (52. Görtler), Vidovic, Bajic (79. Sarac), Markert.
Schiedsrichter: Thomas Gscheidl (SV Weiherhof) – Zuschauer: 355.
Tore: 0:1 Markert (34.), 0:2 Markert (45.+1), 1:2 Frey (76.), 1:3 Görtler (86.).
Bild (Mario Wiedel/Frankenpost): Ein enttäuschter Yannick Frey nach der erneuten Niederlage