Gästetrainer Skeraj brachte es in der Pressekonferenz mit seiner ersten Stellungnahme sofort auf den Punkt: zwei gleichwertige Mannschaften hatten sich in einem Spiel gegenübergestanden, das durch einen frühzeitigen Standardtreffer nach einer Ecke in Minute 12 entschieden wurde und nicht zwingend einen Sieger verdient gehabt hätte.
Bayerntrainer Sajaia musste seine Abwehr glücklicherweise nicht vollständig umbauen, Seidel konnte trotz muskulärer Probleme antreten, der erkrankte Scherbaum wurde durch Schubert in der Innenverteidigung ersetzt. Die Angriffsreihe bildeten Durkan und Cermus mit Neuzugang Bobčik im Zentrum. Die erste nennenswerte Aktion ereignete sich in Minute 10, als Erlangen einen Freistoß direkt an der Hofer Strafraumgrenze zugesprochen bekam. Der wurde durch die Mauer noch ins Toraus geklärt, die anschließende Ecke fand aus kurzer Distanz per Kopfball jedoch ihren Weg ins Gehäuse der Gastgeber zum 0:1. Und nochmals waren es die Erlanger in Minute 17, die mit einem Fernschuss auf sich aufmerksam machten, den Collari allerdings entschärfte. Um die zwanzigste Minute waren dann die Bayern mit einer Mehrfachchance dem Ausgleich ganz nahe, erst scheiterte Weiß aus kurzer Distanz, Erlangen brachte den Ball einfach nicht aus der Gefahrenzone, Gezer hatte den Keeper schon ausgespielt und legte den Ball ins Zentrum zurück, wo Bobčik vor dem mehr oder weniger leeren Tor über das Leder säbelte. Nochmals Gefahr für das Erlanger Team ergab sich in Minute 24, als Weiß eine Volleyabnahme im Strafraum allerdings deutlich über die Querlatte platzierte. Dann waren wieder die Gäste dran, als sie nach einem Einwurf auf der rechten Mittelfeldseite den Ball blitzartig auf Höhe des Hofer Strafraums brachten, das Spielgerät wurde auf einen durchgestarteten Mitspieler am zweiten Pfosten gepasst und der Abschluss landete Millimeter neben dem Tor der Bayern. Um Minute 40 zeigten sich sodann die Bayern mit zwei Schüssen von Ekui und Stadelmann von der Strafraumkante wieder gefährlich, ehe ein Erlanger Stürmer nach einem Abstimmungsproblem der Hofer Defensive allein vor Collari auftauchte, der jedoch knapp vor dem Gästespieler klären konnte. Dann wieder die Bayern, ein langer Ball fand seinen Weg durch die schlecht agierende Erlanger Hintermannschaft zu Cermus, der allein vor dem Tor aber keinen eindeutigen Abschluss zustande brachte (44.). Schon in der Nachspielzeit von Abschnitt eins waren es dann wieder die Mittelfranken, die zu einer Großchance kamen, als direkt von der Strafraumkante ein Schuss Richtung unteres linkes Eck des Bayerntores unterwegs war, den Collari mit einer Großtat um den Pfosten lenkte. Eine ereignisreiche erste Hälfte fand so ihr Ende, in der die eine Mannschaft zumindest eine ihrer diversen Großchancen verwertet hatte, die andere jedoch keine.
Mikheil Sajaia stellte zur Halbzeit um, nahm Ekui und Cermus vom Platz, brachte dafür Hamann und Neuzugang Terakaj, Hamann ging auf die „6“, Stadelmann wechselte stattdessen in die Innenverteidigung und Schubert auf seine gewohnte Position auf der linken Abwehrseite, Terakaj agierte rechts im Sturm. Das Spiel blieb bewegt, wenngleich die Masse an Torszenen der ersten Hälfte nicht mehr erreicht wurde. Erlangen agierte mehr abwartend und blieb durch Konter gefährlich, so beispielsweise mit einem Überzahlangriff in Minute 54. Die Bayern versuchten mit Macht, den Rückstand aufzuholen. Dem eingewechselten Terakaj blieb es vorbehalten, die nächste Hofer Großchance zu kreieren, als er mit einem wuchtigen Abschluss aus 20 Metern am Gästetorwart scheiterte (60.). Der war eigentlich schon drin. Im weiteren Verlauf merkte man beiden Mannschaften den Kräfteverschleiß der zurückliegenden englischen Wochen mehr und mehr an, Erlangen versuchte erfolgreich, das Spiel zu verschleppen, und nutzte jede Foulszene weidlich dazu aus, Zeit von der Uhr zu nehmen. Durchschlagende Chancen brachten die Bayern nicht mehr zustande, Hamann (73.) und der eingewechselte Popowicz (83.) scheiterten doch ziemlich deutlich. Es fiel den Bayern auch zunehmend schwer, bei den Erlangern Kontern die Defensive wieder zu besetzen. Bei einem langen Ball zu Beginn der Nachspielzeit kam Collari dann aus seinem Strafraum heraus, der Gästestürmer nahm die Einladung dankend an und lief auf den Hofer Keeper auf, der Schiedsrichter entschied auf Notbremse und rot, vielleicht nicht zwingend, aber auch schon egal. Zu mehr Ärger gab der Umstand Anlass, dass trotz der vielen Spielunterbrechungen (der Erlanger Torwart wurde vier Minuten lang am Stück behandelt, 85.) eine Nachspielzeit von gerade einmal 5 Minuten angesetzt wurde. Vermutlich hätte an diesem Nachmittag aber auch ein wenig mehr Zeit nicht mehr zu einem Treffer der Bayern geführt. So hatte das 0:1 Bestand.
In einem jedenfalls in Halbzeit 1 hochklassigen und ereignisreichen Spiel blieben die Bayern schon wieder ohne Ertrag. Es tröstet, dass der Tabellenführer sicher um keinen Deut besser war, was wie eingangs bereits referiert auch Gästetrainer Skeraj bescheinigte. Kaufen können wir uns davon gar nichts und mehr als das erste Viertel der Saison ist schon wieder vorbei. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Neuzugänge möglichst rasch integrieren, die ersten 45 Minuten von Terakaj beispielsweise machen jedenfalls Hoffnung auf eine echte Verstärkung. -us
Bilder (Mario Wiedel/fupa)
Die Entscheidung schon nach 12 Minuten
Collaris Großtat vor der Pause
Glückliche stehen, Enttäuschte sitzen